Kahlwildjagd mit Schalldämpfer in den Tiroler Bergen

Elena Seiser Vor 4 Jahren

Kahlwildjagd mit Schalldämpfer und RWS HIT Short Rifle

RWS Hunting Blog

In den Tiroler Bergen, wo ich jage, zählt die Rotwildjagd, speziell auf Kahlwild, zu den größten Herausforderungen. In einem Waldrevier, in dem genügend deckungsreiche Rückzugsräume zur Verfügung stehen, entzieht sich das intelligente Rotwild meisterhaft dem jagdlichen Zugriff. Schon ein einziger Schuss zur falschen Zeit oder am falschen Ort kann für die zukünftige Bejagung von Kahlwild zu enormen Problemen führen. Vielfach wird das Wild dann "unsichtbar", da es sich in Regionen zurückzieht, in denen man als Jäger kaum mehr eine Chance hat – dorthin, wo es sehr steil wird oder der Wald viel Deckung gibt.

Meine Erfahrung hat mich gelehrt: Wichtige Einflussfaktoren für den Jagderfolg sind nicht nur mein eigenes Verhalten und die Witterung sowie die Windverhältnisse, sondern auch die Bejagung anderer Wildarten im Lebensraum des Rotwildes verursacht immer zusätzlichen Jagddruck. Wir Jäger sind daher stets auf der Suche nach Methoden und Mitteln, um die Kahlwildjagd so effizient wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig versuche ich aber, das Wild so wenig wie möglich zu beunruhigen und unter Jagddruck zu setzen.

Jägerin blickt mit Fernglas über Tiroler Jagdrevier
Was für ein Ausblick... Elena in ihrem Jagdrevier in den Tiroler Bergen.

Die Wahl des richtigen Schalldämpfers

Erst seit etwa einem Jahr, nämlich seit Juli 2019, sind in Tirol Schalldämpfer bei der Ausübung der Jagd erlaubt. Gespräche mit meinen Freunden, die hauptsächlich in Ländern jagen, wo Schalldämpfer schon seit Längerem erlaubt sind, ließen meine Vorfreude auf deren Nutzung jedoch schon viel früher aufkommen. Schließlich waren alle hinsichtlich Wirkung und Nutzen von Schalldämpfern – auch in Bezug auf die Kahlwildjagd – begeistert. Daher war der Entschluss für sofort mich klar: Auf meine Repetierbüchsen in den Kalibern .300 Win. Mag. und .308 Win. muss ich ein Gewinde schneiden lassen und mir zwei Schalldämpfer kaufen.

Die Wahl fiel dabei auf zwei Schalldämpfer des Herstellers HAUSKEN – den HAUSKEN JD 224 XTRM und den HAUSKEN JD184 XTRM  da das Unternehmen schon seit mehr als 25 Jahren auf die Entwicklung und Herstellung von qualitativ hochwertigen Schalldämpfern spezialisiert ist. Den HAUSKEN JD 184 XTRM würde ich als einen kompakten Schalldämpfer mit maximaler Dämpfleistung beschreiben, der für Standardkaliber wie beispielsweise .308 Win. oder 8x57 IS konstruiert ist und einen idealen Kompromiss zwischen Dämpfungsleistung, Länge und Gewicht darstellt. Für meine Büchse in .300 Win. Mag. fiel meine Wahl auf dessen großen Bruder, den minimal längeren und schwereren HAUSKEN JD 224 XTRM, der für größere Kaliber etwas besser geeignet ist. Das in den XTRM-Modellen des Herstellers integrierte, gewebte Edelstahlnetz erhöht die Dämpfung zu den normalen JD 184 und JD 224 Modellen sogar noch.

Der erste Test mit Schalldämpfern auf dem Schießstand

Mit den neuen Schalldämpfern in den Händen ging es zunächst zum Einschießen der Gewehre zum nahegelegenen Schießstand. Vor meinen ersten Schüssen mit den beiden Schalldämpfern war meine Erwartungshaltung, dass ich nahezu nichts mehr von dem Schuss hören würde – so wie ich es eben aus Hollywood-Filmen nur zu gut kenne. Bei meinen ersten Probeschüssen stellte ich dann jedoch fest, dass der Knall von der Lautstärke her doch noch "relativ laut" war. Insgesamt handelte es sich aber um einen deutlich reduzierten und anders klingenden Knalllaut, als ich es sonst von meinen Waffen kannte. Außerdem fiel mir sofort auf, dass der übliche, beim Scheibenschießen manchmal unangenehm wirkende, Rückstoß des Gewehrs nun wesentlich geringer ausfiel – insbesondere bei meiner Repetierbüchse im Kaliber .300 Win. Mag.

Zusammenfassend war ich von Beginn an von der Wirkung der Schalldämpfer begeistert: Reduzierter Schussknall und damit auch geringeres Risiko für Gehörschäden und zusätzlich noch ein verringerter Rückstoß hoben sogleich die Sympathie meiner Waffen um ein Vielfaches.

Die Waffen, nun mit den Schalldämpfern eingeschossen, sind seitdem mein alltäglicher Begleiter bei der Jagd auf Kahlwild. Und es dauerte auch nicht lange, bis ich die Wirkung von Schalldämpfern schließlich auch auf der Jagd testen und erleben konnte.

Jägerin mit Gewehr im Wald
Nachdem Elena die Waffen mit den neuen Schalldämpfern eingeschossen hatte, ging es damit auch endlich auf die Jagd.

Praxistest: die Jagd auf Kahlwild mit dem neuen Schalldämpfer

Die erste Gelegenheit ergab sich an einem klaren Morgen im Juli auf ein Schmaltier, welches knapp 200 Meter entfernt auf einem mir bekannten Rotwildwechsel in meine Richtung zog. Es war gemeinsam mit einem Alttier und einem Kalb unterwegs  andere Stücke Rotwild waren nicht in Sichtweite. Ich ließ die RWS HIT Short Rifle-Patrone aus meiner Repetierbüchse in .308 Win. fliegen und nach einer kurzen Flucht lag das Schmaltier vor mir.

Zu meiner Überraschung war der Schussknall deutlich leiser wahrzunehmen als noch vor Kurzem auf dem Schießstand. Was mich aber noch mehr erstaunte: Das Alttier und das Kalb, welche zum Zeitpunkt des Schusses unweit des Schmaltiers standen, äugten zwar etwas verwirrt, erkannten jedoch nicht die Gefahr wie sonst bei einer Schussabgabe. Ich bemerkte auch sofort, dass das Alttier keine Ahnung hatte, woher der Schuss kam. Sie flüchteten deshalb auch nicht, sondern zogen kurz darauf langsamen Schrittes den Wechsel entlang weiter. Ich hätte sogar noch eine Gelegenheit auf das Alttier und das Kalb gehabt, entschied mich jedoch dagegen, da wir im Juli noch keine Kälber bejagen.

Während ich im Hochsitz einige Minuten wartete, reflektierte ich nochmals die Situation: Die Jagd mit Schalldämpfer ist nicht nur für mich viel angenehmer, sondern verursacht augenscheinlich auch beim Wild viel weniger Stress. Außerdem kann nach Abgabe eines Schusses die neuerliche Schussbereitschaft rasch wiederhergestellt werden. Das bedeutet, dass zu einer späteren Jahreszeit allenfalls auch die Abschusseffizienz gesteigert werden kann. Im Herbst folgten dann mehrere Alttier-Kalb-Dubletten.

Zwei Schmaltiere äßen auf grüner Wiese
Die Jagd mit Schalldämpfer ist nicht nur für Jäger angenehmer, sondern verursacht auch beim Wild weniger Stress.

Die perfekte Kombination: Schalldämpfer & RWS Short Rifle-Patrone

Was mir erst nach ein paar Abschüssen aufgefallen ist, war die Tatsache, dass ich – seitdem ich mit Schalldämpfer jage – viel besser erkennen kann, ob und wie das Wild zeichnet. Das liegt zum einen an dem deutlich reduzierten Rückstoß, was insbesondere bei Steilschüssen von Vorteil ist (Stichwort: Halbmond auf der Stirn). Zum anderen wird durch den Einsatz des Schalldämpfers in Kombination mit der RWS Short Rifle-Patrone das Mündungsfeuer durch das offensiv abbrennende Pulver extrem reduziert, so dass ich unmittelbar nach dem Schuss sofort jede Reaktion des Wildes sehen kann. Unter Umständen wäre in diesem Fall auch eine weitere Schussabgabe möglich. Dazu kommt, dass der reduzierte Mündungsknall die Wahrnehmung des Kugelschlages deutlich erhöht. In den meisten Fällen konnte ich als Schützin den Kugelschlag hören, was mir früher fast nie möglich war.

Gerade in den Tiroler Bergrevieren sind außerdem aufgrund der topographischen Gegebenheiten weite Schüsse von bis zu über 300 Meter an der Tagesordnung – auch auf Kahlwild. Daher war ich gespannt, ob und wie sich die Flugbahn des HIT-Geschosses in der RWS Short Rifle-Linie durch die Verwendung eines Schalldämpfers verändern würde. Den Ballistikturm auf 300 Meter eingestellt, ließ ich die Kugel auf der 300-Meter-Schießbahn fliegen und merkte, dass durch die Kombination von kurzen Läufen, der Verwendung der Short Rifle-Munition von RWS und des Schalldämpfers die Trefferlage bei weiten Schussdistanzen im Vergleich zu meinem vorigen Set-up sogar noch gesteigert wurde. Das ist sowohl auf die Besonderheiten der Short Rifle-Patronen als auch auf die technische Wirkung des HAUSKEN Schalldämpfers auf die Flugbahn des Geschosses zurückzuführen.

Zwei erlegte Schmaltiere auf Wiese
Waidmannsheil! Eine erfolgreiche Jagd mit HAUSKEN Schalldämpfer und der RWS Short Rifle-Patrone.

Elenas Fazit zur Kahlwildjagd mit Schalldämpfer und der RWS HIT Short Rifle in .308 Win.

Zusammengefasst kann ich sagen: Die Jagd auf Kahlwild ist mehr als eine Verpflichtung. Sie erfordert hohes jagdliches Können und sollte sehr behutsam ausgeführt werden. Die von mir gewählte Kombination aus kurzläufiger Waffe, der speziell für kurze Läufe konzipierten RWS HIT Short Rifle-Patrone im Kaliber .308 und einem hochwertigen Schalldämpfer hat mir die Kahlwildjagd um ein Vielfaches erleichtert!

Der Schuss ist zwar nicht lautlos, aber trotzdem viel leiser und somit störungsärmer für das sensible Rotwild. Wegen des kaum mehr spürbaren Rückstoßes macht mir außerdem auch die Nutzung meiner .300-Win.-Mag.-Büchse noch mehr Freude. Schon jetzt ist der Schalldämpfer für mich ein unverzichtbares Utensil bei der Jagd geworden, auf welches ich in Kombination mit der richtigen Munition gewiss nicht mehr verzichten werde.


Mehr von Elenas Jagderlebnissen? Hier geht's direkt auf ihr Instagram-Profil: alpenjaegerin