Highlands & RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle
Mitte November ging es für uns – eine kleine Gruppe ausgewählter Jäger aus ganz Europa – zur Kahlwildjagd in die schottischen Highlands. Wir sollten die ersten sein, die mit der neuen RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle schießen, testen und jagen durften.
Die, vor der anstehenden Reise wachsende Vorfreude wurde durch den regelmäßigen Blick auf den Wetterbericht von etwas Respekt begleitet. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, dazu Wind, Regen und Hagel: Diese Bedingungen klingen nach einer echten Herausforderung für Jäger und Ausrüstung. Geplant sind ein Tag auf dem Schießstand und drei Tage Pirsch in schwierigem Gelände. Entsprechend umfangreich und schwer fiel unser Gepäck für diese abenteuerliche Reise aus.
Glasgow empfing uns mit dem angekündigten stürmischen Regenwetter. Nach vier Stunden Fahrt über kurvige Landstraßen, durch Gebirgszüge und entlang schroffer Küsten war das Ziel der Reise erreicht. Das Ardnamurchan Estate liegt im äußersten Westen Schottlands auf einer dünn besiedelten Halbinsel. Die Region bietet dem Besucher ein Landschaftspanorama wie man es sich in Schottland vorstellt. Von der Küste an schweift der Blick über karg bewachsene Hänge und schier endlose Hügelketten.
RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle: Erster Test mit der neuen Patrone auf dem Schießstand!
Am nächsten Morgen zeigte sich Schottland entgegen des Wetterberichts von seiner freundlichen Seite. Der Himmel war aufgeklart, der Wind abgeflaut und die Sonne blitzte über die im Osten liegenden Bergkämme. Nach einem traditionellen schottischen Frühstück ging es für uns auf den Hauseigenen Schießstand des Estates.
RWS stellte hier zum ersten Mal eine neue Patrone vor: die RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle im Kaliber .308 Win. Das überarbeitete Projektil ist mit 9,0 g etwas schwerer geworden und wird zukünftig auch in den anderen Laborierungen der .30er-Kalibergruppe Verwendung finden. Das Geschoss ist als Teilzerlegungsgeschoss mit definiertem Restkörper konstruiert. Beide Kerne bestehen aus Zinn, wobei der vordere Kern vorfragmentiert ist, um ein sicheres Ansprechen zu gewährleisten.
Die eigentliche Besonderheit dieser Laborierung ist aber die Abstimmung auf kurze Läufe. Die Geschwindigkeitsmessung aus dem 52-cm-Lauf zeigte beeindruckende 925 m/s. Damit sind die sonst entstehenden Nachteile von kürzeren Läufen vollständig kompensiert. Gerade in Verbindung mit Schalldämpfern werden meist kürzere Läufe geführt, da die Waffe sonst sehr unhandlich wird. In der offenen Landschaft der Schottischen Highlands ist es jedoch nicht selten, dass auf Distanzen von 200 m oder weiter geschossen werden muss. Da ist es beruhigend zu wissen, dass die Patrone trotz der Wahl einer führigen Waffe ausreichend Leistungsreserven bietet.
Nun galt es die Pirschführer von unseren Schießfertigkeiten zu überzeugen. Der Stand bot uns die Möglichkeit aus Entfernungen von 100 m bis 400 m zu schießen. Geschossen wurde praxisnah aus liegendem Anschlag vom Zweibein. Alle Teilnehmer der Gruppe waren versierte Jäger und geübte Kugelschützen, so dass den kommenden Jagdtagen nichts mehr im Wege stand.
Drei Jagdtage in den schottischen Highlands mit der RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle
Petrus war uns hold: In den kommenden Tagen sollten wir keinen einzigen Tropfen Regen abbekommen. Blauer Himmel, Sonnenschein und leichter Wind. Das gibt es Mitte November eigentlich nicht in Schottland. Wir trafen uns vor der Unterkunft, um den Ablauf der Jagd zu besprechen. Im November hat das gesamte männliche Rotwild in Schottland Schonzeit. Somit galt unser Augenmerk dem Kahlwild. Aber nicht wahllos, sondern insbesondere alten und schwachen Alttieren sowie den dazugehörigen Kälbern. Die Entscheidung, welches Stück Wild erlegt werden soll, lag in den Händen der erfahrenen Berufsjäger. Schon nach dem ersten Jagdtag sollten wir verstehen, warum es hier genau so gemacht wird.
Immer zwei Jäger wurden einem Jagdführer zugeteilt, dann hieß es: Auf zur Jagd! Mit dem Geländewagen ging es zunächst in die unterschiedlichen Teile des riesigen Jagdgebietes. Am ersten Jagdtag waren wir mit Niall entlang der Küste unterwegs. Jagen am "Strand" – das gibt es auch nicht überall. Obwohl das Gelände sehr offen und karg ist, bietet die Landschaft dem Wild perfekte Deckung. Das Wild hebt sich besonders im Liegen kaum von der Umgebung ab. Meist entdeckte Niall mit seinem geübten Auge das Wild als Erster. Wir hingegen hatten unsere Mühe, die kleinen Rudel in den Hängen ausfindig zu machen.
Nachdem wir den Geländewagen abgestellt hatten, folgte der anstrengende Teil des Tages. Schritt für Schritt gingen wir entlang der schroffen Küste, über unzählige kleine Rinnsale, durch Schluchten und Senken immer weiter in Richtung der vermuteten Lagerstätte des Wildes. Der zwischen den Felsen aufgeweichte Boden und die vielen kleinen Erdlöcher machten das Vorankommen schwieriger, als es der malerische Anblick vermuten ließ. Glücklicherweise hatten wir alle trotz Regenwarnung auf Bergstiefel gesetzt. Mit Gummistiefeln hätte es uns in diesem Gelände schlicht an Halt und Stabilität gefehlt.
Das Rotwild in Schottland hat ein völlig anderes Erscheinungsbild als das Rotwild in Deutschland oder Österreich. Obwohl hier die stärksten Hirsche Schottlands ihre Fährte ziehen, ist das Wild im gesamten Erscheinungsbild deutlich schwächer, als wir es aus heimischen Revieren kennen. Der Körperbau wirkt rundlicher, aber geringer und die Häupter wirken wesentlich kürzer. Spätestens jetzt ist klar, warum ein Rotwildkenner der Region für das Ansprechen notwendig ist, wenn es darum geht, gezielt das schwache und alte Wild zur Strecke zu bringen.
VOLLER EINSATZ BEI DER KAHLWILDJAGD IN SCHOTTLAND…
Dann war es vermeintlich so weit. Wir machten ein einzelnes Alttier mit Kalb in einiger Entfernung aus. Beide lagen nahe der Küste in offenem Gelände. Nun galt es die Distanz zwischen dem Wild und uns zu verringern, ohne dabei vom Wild bemerkt zu werden. Erschwerend kam hinzu, dass weiter oberhalb ein weiteres Rudel lag. Wir hatten also viele aufmerksame Lichter, vor welchen wir Deckung suchen mussten, um näher an die passenden Stücke zu kommen. Niall kennt sein Revier besser als die sprichwörtliche Westentasche und so ging es erst einmal wieder einige hundert Meter zurück, um dann im Schutz einer kleinen Senke näher an das Wild zu kommen. Der Wind wehte konstant ablandig, so dass Nialls Plan aufgehen konnte. Denn hinter einem kleinen Hügel sollte das Alttier mit seinem Kalb wieder in Anblick kommen. Um nicht im letzten Moment vom Wild eräugt zu werden, legten wir die letzten Meter in tiefster Gangart – auf dem Bauch robbend – zurück.
Und tatsächlich! Die Entfernung passte, Alttier und Kalb hatten ausgehalten und uns nicht bemerkt. Wir folgten nun dem kurz zuvor abgesprochenen Plan: einer zu Nialls Linken, der andere zur Rechten. Nun hieß es, nach der anstrengenden Pirsch erstmal durchzuatmen und zu warten, bis das Wild auf die Läufe kommt. Nach einer Weile stand zunächst das Alttier auf. Es begann gemächlich spitz von uns weg hangaufwärts zu ziehen. Nun dreht sich das Alttier zum etwas weiter rechtsliegenden Kalb. Das Alttier steht breit aber das Kalb passte noch nicht. Doch dann kam auch das Kalb auf die Läufe und stand sofort passend breit. Der Schuss brach und das Kalb konnte den Schuss nicht mehr vernehmen. Das Alttier hatte den Schuss ausgehalten und verharrte noch immer breit – der zweite Schuss brach nur einen Wimpernschlag nach dem ersten Schuss und auch das Alttier kam nach deutlichem Zeichnen und drei Sätzen zur Strecke.
Nach der Jagd und der "roten Arbeit" wurde das Wild geborgen. Entweder konventionell mit Schweiß und Muskelkraft oder, dort wo das Gelände es zuließ, kamen kleine 8x8-"Argocats" zum Einsatz. Diese kleinen Ungetüme kommen durch fast jedes Gelände und leisten hier in den Schottischen Highlands gute Dienste.
Wieder an der Unterkunft angekommen, trafen wir uns nach einer heißen Dusche um unsere Jagderlebnisse mit den anderen zu teilen. Bei einem Glas guten Whiskey am Kaminfeuer berichtete jeder mit leuchtenden Augen und ausladenden Gesten von den Erlebnissen des Tages. Jägerherz was willst du mehr?!
DAS FAZIT ZUR RWS EVOLUTION GREEN SHORT RIFLE NACH DREI JAGDTAGEN IN SCHOTTLAND
In den beiden folgenden Tagen wurden die Gruppen jeden Tag neu zusammengestellt, um in den unterschiedlichen Teilen des Reviers zu pirschen. Dabei variierte die Landschaft von schroffen, felsigen Küstenstreifen über kleine Wälder bis hoch in die Highlands. Am Ende des dritten Jagdtages hatten die meisten Teilnehmer drei Stücke Kahlwild zur Strecke gebracht. Da wir die Ersten waren, die hier in Schottland mit der neuen Patrone jagen durften, war das Interesse an den gesammelten Erfahrungen der anderen Teilnehmer hoch.
Die Augenblickswirkung der neuen Laborierung war auch auf größere Schussentfernungen wirklich überzeugend. Sogar die Berufsjäger, die der bleifreien Patrone anfangs kritisch gegenüber standen, waren am Ende von der Wirkung der RWS EVOLUTION GREEN Short Rifle überzeugt.
Wir verließen Schottland mit Erinnerungen an spannende Pirschgänge und tolle Jagdtage, die uns keiner mehr nehmen kann – und einem Muskelkater der hoffentlich nach ein paar Tagen auch vergessen sein sollte.
Fotos: ASKE RIF TORBENSEN